Wer bin ich?
Hallo ihr süßen Furznasen! Schön, dass ihr euch Zeit nehmt, meine atemberaubende Biographie zu lesen. Erfahrt hier, wie ich als gebürtige Kärtnerin in die große, weite Welt stiefelte.
Mir war schon immer bewusst, dass ich kein Dasein als Mauerblümchen fristen wollte. Um aufzublühen musste ich also mein Dirndl und meine Gummistiefel auf den Misthaufen werfen und in Glitzerpumps nach Hamburg stiefeln. Ja, stiefeln, denn das mit den hohen Hacken war am Anfang ganz ungewohnt für mich. Ständig bin ich in der Erde stecken geblieben, als ich von der Alm runter wanderte. Schließlich hatte ich noch keinen treusorgenden Ehemann, der mir jeden Wunsch von meinen roten Lippen ablas. Aber ich greife vor…
Ohne Dirndl, dafür im schicken Strassfummel und Highheels ging es also nach Hamburg. Das ist jetzt 10 Jahre her. Mit zarten 16 Jahren (hör sofort auf zu lachen!) schritt ich durch das Tor zur Welt, wie sich die Hansestadt so schön beschreibt. Mein jungfräuliches Wesen war ganz überwältigt von dem was ich zu sehen bekam. Mir wurde aber schnell klar, dass ich irgendwie harte Währung verdienen musste.
Jeder Mensch kennt natürlich die Reeperbahn (den Kiez oder die rote Meile) in Hamburg mit seinen seuten Deerns (das sind junge Dinger) und harten Kerls. Die Seemänner aus aller Herren Länder suchten ihr Vergnügen hier beim Landgang bei den Bordsteinschwalben & somit lag es nicht fern, dass ich in diesem Metier. Ein Schelm der dabei böses denkt. Natürlich habe ich mich aufgespart für den Richtigen. Natürlich habe ich einen Puff eröffnet. Plüschig, samtig, warm, weich, wie Muttis Busen. Ich war somit die jüngste Puffmutti auf dem Kiez und die Kerle haben mir die Tür eingerannt. Mein Geschäft lief & erweiterte meine Sammlung an Stilettos stetig. Eines Tages kam Walter in mein Etablissement und „mein Gott Walter“ mehr bleibt mir nicht zu sagen. Er hat mein Herz im Sturm erobert. Jedes Mal brachte er mir rote Rosen mit und er wollte gar nicht mehr zu meinen Mädels, sondern er kam nur zu mir, um mir ganz Gentleman der alten Schule, den Hof zu machen. Der Moment, als er nach einem Jahr vor mir auf die Knie ging, bleibt mir für immer im Herzen. Ich kriege jetzt schon wieder Pipi in den Augen, während ich diese Zeilen schreibe. Mein liebster Walter… Da ich aber als gut erzogenes Mädchen vom Lande keinesfalls minderjährig in den Hafen der Ehe einschippern wollte und durfte, warteten wir mit der Hochzeit bis zu meiner Volljährigkeit. Ich kann euch sagen, diese Qualen, diese Sehnsucht nach meinem geliebten Walter. Der schönste Tag im in unserem Leben kam dann 2011. Es wurde eine Traumhafte Mai-Hochzeit, bei der Jennifer Aniston blass geworden wäre. Deswegen kam sie auch nicht… Diverse Magazine boten uns viel Geld für die exklusiven Bildrechte, aber ich habe einfach alles an das Fernsehen verkauft und wurde unter der Rubrik „Royal Weddings“ das Highlight des Jahres mit den höchsten Einschaltquoten. Unser Kuss dauerte auch länger als der von Kate und William.
Übrigens vertrieben Walter und ich uns die Zeit des Wartens bis zur Hochzeit mit Kegeln. Das Hobby hatten wir nämlich beide für uns entdeckt, als wir das erste Mal ausgingen. Ich war auch sehr erfolgreich im Spielen mit den Bällen…ähm…Kugeln. 2010, 2011 und 2013 wurde ich Kegelkönigin vom Kiez. Unglücklicherweise wurde mein Lauf 2012 unterbrochen, weil mir ein Nagel abbrach und ich mit meinem Absatz drauftrat und ausrutschte. Die Kugel verfehlte nur ganz knapp mein schönes Gesicht. Dafür war aber meine Louis Tasche platt wie eine Flunder.
Nachdem ich 2013 erneut Kegelkönigin wurde, fuhren Walter und ich zur Feier aufs Land. Vielmehr ins alte Land, denn die Apfelblüte war gerade auf dem Höhepunkt und Walter nannte mich immer liebevoll „sein Apfelbäckchen“. Es war ein herrliches Wochenende. Wir picknickten in Mitten der blühenden Apfelbäume, machten lange Spaziergänge durch Alleen im alten Land und speisten köstlich. Unser Glück nahm ein jähes Ende, als eine Wildschweinschrotte durch die Apfelhaine rannte, um nach Futter zu suchen. Die Biester waren so aggressiv, ich war starr vor Angst. Mein Walter stellte sich todesmutig zwischen mich und die Wildschweine. Ich schaffte es, auf einen Baum zu klettern, aber meinen geliebten Walter zerrissen diese Bestien mit ihren Hauern. Seit dem hasse ich Apfelkuchen und bin eine leidenschaftliche Jägerin geworden. „Waidmannsheil“.
Nun war ich also eine junge Witwe von zarten 20 Jahren und einem Vermögen, das mir alle Türen öffnete. Jedoch saß der Schmerz über den Verlust von Walter zu tief. Ich fiel in eine tiefe Depression, aus der mich selbst Glitzer und Strass nicht rausholen konnten. Den ganzen Tag schaute ich in die Röhre. Bis ich eines Tages die Leichtathletik Weltmeisterschaften 2013 in Moskau sah. Die Kugelstoßerinnen waren gerade zugange. Dieser Anmut, diese Kraft. Ich war völlig gebannt und verfolgte den Wettkampf. Es fiel mir wie Puder vom Pinsel. Das war meine neue Aufgabe. Ich begann also für die Weltmeisterschaften zu trainieren, damit ich 2015 in Peking dabei sein konnte. Ich tat es für mich und für meinen Walter, die treue Seele. Die Monate vergingen und durch die besten Trainer,die man für Geld haben kann, wurde ich schnell erfolgreich. Ganz ohne Zutun von irgendwelchen dubiosen Mittelchen natürlich, das tut nämlich der Oberweite nicht gut. Natürlich zahlte sich das harte Training aus und ich gewann die Weltmeisterschaft ohne Probleme.
Mir wurde der Ruhm aber schnell zu viel und ich fühlte eine innere Leere aufkommen. Daher beschloss ich, diesen Sport aufzugeben. Allerdings nutze ich meine Wurftechnik nun, um Wildschwein zu erlegen.
Um die Leere zu vertreiben, verbrachte ich die Abende in meinem Viertel auf dem Kiez, denn ganz ohne das Rotlicht konnte und wollte ich nicht leben. Ich trieb mich in Karaokebars rum und sang was das Zeug hielt. Meine Stimme wurde hochgelobt. Man bezeichnet sie als samtig, schmeichelnd und wild. Ich genoss die Aufmerksamkeit und es machte mir so viel Spaß, dass ich beschloss, dies ab sofort hauptberuflich zu machen, mit ganz viel Strass, Glitzer und Spaß natürlich. Seit dem tingele ich durch die deutschsprachigen Länder und unterhalte junges und altes Publikum mit meinem Charme und meiner Stimme. Vielleicht auch demnächst in eurer Nähe…